Der Suse-König-Kindergarten ist ein Waldorfkindergarten in Hamburg, der seit 1954 besteht. Aktuell wird er von 65 Kindern besucht, die auf drei Gruppen aufgeteilt sind. Die Kinder werden je nach Bedarf fünf, sechs oder acht Stunden betreut. Das Kollegium setzt sich derzeit aus sieben WaldorferzieherInnen, einer Erzieherin mit zusätzlicher waldorfpädagogischer Krippenausbildung, einem sozialpädagogischen Assistenten in berufsbegleitender Ausbildung zum Waldorfkindergärtner und einer Praktikantin im Freiwilligen Sozialen Jahr zusammen.
Das Wohl und der Schutz jedes Kindes sowie seine gesunde Entwicklung stehen bei allen konzeptionellen Überlegungen an erster Stelle. Jeder von uns ist verpflichtet, die uns anvertrauten Kinder vor körperlicher, seelischer und sexualisierter Gewalt zu schützen und auch auf Anzeichen von Vernachlässigung zu achten. Die Grundlage für unser Verständnis des kleinen Kindes bildet die anthroposophische Menschenkunde Rudolf Steiners. Das christliche, jedoch konfessionsungebundene Weltbild prägt die Arbeit mit Kindern und Eltern. Weltoffenheit und Freiheit sind unsere Grundhaltung in der Begegnung mit Menschen; jeder ist willkommen, der ernsthaft an der Waldorfpädagogik interessiert ist.
Im Sinne eines Engagements gegen das Verschwinden der Kindheit bieten wir den kleinen Kindern einen Schutzraum, der es ihnen ermöglicht, elementare Erfahrungen zu machen, ohne durch verfrühte und daher schädigende Einflüsse behindert zu werden. Die Krisen der Zivilisation halten wir bewusst von den Kindern fern: deren Bewältigung ist Aufgabe der Erwachsenen. Damit Kinder voller Hingabe und Rückhaltlosigkeit die Grundlagen des Lebens erlernen können, darf die Welt entdeckt werden, ohne mit ihren Problemen zu beginnen: Die Welt ist gut. Lebenspraxis erlernen die Kinder durch Bewegung, Geschicklichkeit und Handwerk; künstlerische Freiheit entsteht durch das Spiel, das Ausleben der Phantasie, künstlerische Arbeit und Musik. Aus dem elementaren Erlernen von Rollen- und Regelverständnis entwickelt sich soziale Gerechtigkeit.
Aus diesen beschriebenen Zielen nehmen wir die Erfordernisse der Zeit wahr und stellen uns den Anforderungen der Gegenwart. Die optimale und verlässliche Betreuung der Kinder muss von uns zunehmend aktiv berücksichtigt werden, insbesondere vor dem Hintergrund einer teilweise zunehmenden vollen Berufstätigkeit beider Elternteile bzw. getrennt lebender oder alleinerziehender Eltern.
Wir pflegen und bewahren die pädagogischen Schätze, die aus der jahrzehntelangen, fruchtbaren Arbeit in unserem Haus hervorgegangen sind, und machen sie zum Kern unseres Handelns, ruhen uns jedoch nicht darauf aus. Waldorfpädagogik muss, um lebendig zu bleiben, beständig von innen heraus an den real vorhandenen Erfordernissen und Möglichkeiten geprüft und erneuert werden. Das ist uns ein vordringliches Anliegen in unserem Tun. Wir streben danach, dem, was wir tun, eine allgemein verständliche und selbstbewusste Sprache zu verleihen und scheuen uns nicht, unsere Pädagogik in den Kontext moderner Wissenschaftlichkeit zu stellen.
Aus unserer Verantwortung für die Kinder heraus sehen wir es als unsere vordringlichste Aufgabe an, den Kindern bis zum Schuleintritt in ihrer altersgemäßen Gesamtentwicklung die erforderliche Zeit zu geben, alle motorischen, sozialen und kognitiven Kompetenzen zu erwerben, selbstbewusst und neugierig schulreif zu werden und einer intellektuellen Frühreife entgegenzuwirken. Im Sinne der Salutogenese richtet sich unsere pädagogische Perspektive auf den ganzen werdenden Menschen und respektiert die aufeinander aufbauenden Entwicklungsschritte von Leib, Seele und Geist.
So pflegen wir als waldorfpädagogische Prinzipien das Lernen durch Vorbild und Nachahmung, Orientierung gebende Elemente wie Rhythmus und Struktur, die Sinnespflege (auch in der Ernährung) und legen besonderen Wert auf ausreichend große, anregende und natürliche Bewegungsräume, auf Freude und Fröhlichkeit, auf Musik, Rhythmik und den lustvollen Umgang mit der Sprache. Die wöchentliche Kinder-Eurythmie ist dafür ein gutes Beispiel.
Wir wünschen uns, dass der Suse-König-Kindergarten nicht nur ein Ort der Begegnung für die Kinder, sondern auch für Eltern und Familien ist, an dem Eltern kompetente Erziehungsberatung und Unterstützung erhalten können. Darüber hinaus soll der Suse-König-Kindergarten auch weiterhin eine Ausbildungsstätte sein. Er ist offen für alle, die sich in der Ausbildung zum Erzieher befinden oder sich in diese Richtung orientieren wollen; Besuche, Hospitationen und Praktika sind willkommen.
Die pädagogischen Mitarbeiter des Suse-König-Kindergartens arbeiten in selbstverwalteter, kollegialer Zusammenarbeit eng mit Vorstand, Elternvertretung und Elternschaft zusammen. Die Pflege des sozialen Miteinanders als Gemeinschaft aller Beteiligten ist ihnen wichtig. Sie arbeiten daran, zukünftig die lebendigen Kraftquellen im gegenseitigen Austausch und der gegenseitigen Unterstützung noch intensiver zu erschließen. Dieses Anliegen betrifft sowohl die konkrete pädagogische Arbeit als auch die Konferenzarbeit und andere Formen des Gemeinschaftslebens im Suse-König-Kindergarten.
Die geplante Einrichtung einer Krippengruppe und die damit verbundene Auseinandersetzung mit der Gestaltung des Kindergartens im weitesten Sinne stellt eine Herausforderung dar, der sich das Kollegium, der Vorstand und die aktive Elternschaft stellen. Der Umgang aller in der Heimburgstraße Lebenden und Arbeitenden miteinander muss mit neuem Bewusstsein gestaltet werden: Dies kann die Arbeit des Kollegiums und des Vorstands an Fragen der Zusammenarbeit im Sinne der sozialen Dreigliederung nach Rudolf Steiner betreffen, dies kann neue Kooperationen mit nachbarschaftlichen Einrichtungen und Tagesmüttern sowie eine erweiterte Erziehungspartnerschaft mit den Eltern bedeuten. Insgesamt gilt es, sowohl innere als auch äußere Räume zu schaffen und zu erneuern, die sowohl dem Einzelnen als auch der Gemeinschaft gleichermaßen Bewegungs- und Gestaltungsfreiheit sowie Geborgenheit, Halt und Orientierung bieten.